
Graf Albrecht II. von Hohenberg (1235–1298) – Leben, Politik und Bedeutung in der schwäbischen Geschichte
Einleitung
Graf Albrecht II. von Hohenberg war einer der bedeutendsten Vertreter des schwäbischen Adels im 13. Jahrhundert. Er führte die Grafschaft Hohenberg in eine Zeit territorialer Stärke und enger politischer Bindung an das Königshaus der Habsburger. Während des Spätmittelalters, in einer Epoche voller Machtkämpfe, Fehden und wechselnder Königswahlen, behauptete er sich als geschickter Stratege und loyaler Verbündeter von König Rudolf I. von Habsburg. Sein Leben ist ein Spiegel der mittelalterlichen Adelsgesellschaft in Südwestdeutschland.
Herkunft und Familie
Die Grafen von Hohenberg gehörten zu den wichtigsten Adelsgeschlechtern im Herzogtum Schwaben. Ihr Stammsitz befand sich auf der Burg Hohenberg bei Hechingen, und ihre Besitzungen erstreckten sich über den heutigen Landkreis Sigmaringen, den Schwarzwald und die Region um Rottenburg am Neckar.
Albrecht II. wurde um 1235 geboren. Sein Vater war Burkhard V. von Hohenberg, seine Mutter Kunigunde von Tübingen. Damit war er sowohl mit den mächtigen Grafen von Tübingen als auch mit anderen schwäbischen Dynastien verbunden.
Jugend und Aufstieg
Über die Kindheit Albrechts II. ist wenig überliefert. Sicher ist jedoch, dass er in einem von ritterlicher Erziehung und höfischer Kultur geprägten Umfeld aufwuchs. Der junge Graf erlernte Kriegskunst, Verwaltung und das Pflegen von Allianzen – unverzichtbare Fähigkeiten für das Überleben im zersplitterten Schwaben nach dem Ende des Herzogtums.
Nach dem Tod seines Vaters übernahm Albrecht II. die Herrschaft und begann sofort damit, die Position seiner Grafschaft in der Region zu stärken.

Politisches Umfeld: Das Interregnum
Die Zeit, in der Albrecht II. lebte, war durch das sogenannte Interregnum (1250–1273) geprägt. Nach dem Tod von Kaiser Friedrich II. und König Konrad IV. gab es lange Zeit keinen allgemein anerkannten König des Heiligen Römischen Reiches. Das Reich zerfiel in viele kleine Herrschaften, und gerade im Herzogtum Schwaben nutzten zahlreiche Adelsgeschlechter die Situation, um ihre Macht auszubauen.
Für Grafen wie Albrecht II. war dies sowohl eine Gefahr als auch eine Chance. Er musste seine Herrschaft gegen Nachbarn wie die Grafen von Zollern, die Herzöge von Teck und andere Konkurrenten sichern. Gleichzeitig bot die politische Unsicherheit Gelegenheit, das eigene Territorium auszubauen.
Allianz mit Rudolf von Habsburg
Ein entscheidender Wendepunkt im Leben Albrechts II. war die Wahl Rudolfs von Habsburg zum deutschen König im Jahr 1273. Albrecht II. erkannte sofort die Chancen, die sich aus einer engen Verbindung zum neuen Königshaus ergaben.
Er stellte sich als treuer Gefolgsmann in den Dienst Rudolfs und begleitete ihn bei mehreren Feldzügen. Die enge Bindung zahlte sich aus: Die Hohenberger gewannen an Einfluss, ihre Herrschaft wurde gefestigt, und Albrecht konnte seine Machtbasis im Neckarraum und in Oberschwaben sichern.
Herrschaft und Verwaltung
Albrecht II. gilt als ein Graf, der sowohl militärisch als auch administrativ geschickt handelte. Seine Grafschaft war durchzogen von Burgen, die nicht nur als Wehrbauten dienten, sondern auch als Symbole seiner Macht.
Er förderte Städte wie Rottenburg am Neckar, das sich unter seiner Herrschaft zu einem zentralen Verwaltungssitz entwickelte. Urkunden aus seiner Regierungszeit belegen, dass er aktiv am Ausbau von Klöstern, Kirchen und Siedlungen beteiligt war.
Konflikte und Fehden
Trotz seiner Allianz mit den Habsburgern blieb Albrecht II. nicht von Konflikten verschont. Rivalitäten mit den Grafen von Zollern, Streitigkeiten mit geistlichen Fürsten und die ständige Bedrohung durch kleinere Fehden gehörten zum Alltag seiner Herrschaft.
Besonders im schwäbischen Raum, der politisch stark zersplittert war, mussten Adelige wie Albrecht ihre Interessen oft mit Gewalt durchsetzen. Dennoch gelang es ihm, seine Herrschaft ohne größere Gebietsverluste zu sichern – ein Beweis für seine diplomatische wie auch militärische Stärke.
Ehe und Nachkommen
Albrecht II. war mit Margarethe von Fürstenberg verheiratet. Diese Verbindung stärkte die Bande zwischen den Hohenbergern und den Fürstenbergern, einem weiteren wichtigen Adelsgeschlecht in Südwestdeutschland.
Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor. Besonders bedeutend war sein Sohn Friedrich von Hohenberg, der nach Albrechts Tod die Nachfolge antrat. Die Nachkommen Albrechts II. setzten die Linie der Hohenberger fort, die jedoch im Laufe des 14. Jahrhunderts an Einfluss verlor.
Tod und Erbe
Graf Albrecht II. starb am 17. April 1298 in Rottenburg am Neckar. Er wurde wahrscheinlich in einer der Klosterkirchen der Region beigesetzt, die eng mit der Familie verbunden waren.
Sein Tod markierte das Ende einer der erfolgreichsten Epochen der Hohenberger. Unter seiner Herrschaft erreichte die Grafschaft ihre größte politische Bedeutung. Doch bereits im folgenden Jahrhundert gerieten die Hohenberger zunehmend unter den Druck größerer Mächte. Schließlich verkauften seine Nachfahren die Grafschaft 1381 an die Habsburger, womit die eigenständige Rolle der Familie endete.

Bedeutung für die Geschichte Schwabens
Albrecht II. von Hohenberg steht exemplarisch für die Rolle des schwäbischen Adels im 13. Jahrhundert. Er war ein Brückenbauer zwischen regionaler Macht und königlicher Politik, ein Mann, der verstand, dass Loyalität zu den Habsburgern der Schlüssel zum Machterhalt war.
Noch heute erinnern Burgruinen, Ortsnamen und historische Dokumente an seine Herrschaft. Rottenburg am Neckar gilt bis heute als eine Stadt, die durch die Grafen von Hohenberg nachhaltig geprägt wurde.
Steckbrief in Kürze
- Name: Albrecht II. von Hohenberg
- Geburtsjahr: um 1235
- Sterbedatum: 17. April 1298
- Titel: Graf von Hohenberg
- Eltern: Burkhard V. von Hohenberg, Kunigunde von Tübingen
- Ehe: Margarethe von Fürstenberg
- Kinder: u. a. Friedrich von Hohenberg
- Politische Rolle: Unterstützer von Rudolf von Habsburg, Territorialherr in Schwaben
- Residenz: Rottenburg am Neckar
- Bedeutung: Ausbau der Grafschaft, Stärkung der Hohenberger, Sicherung der Macht im Spätmittelalter