
Winterlingen – Geschichte, Natur und Leben auf der Schwäbischen Alb
Inmitten der eindrucksvollen Hochflächen der westlichen Schwäbischen Alb, eingebettet in eine von Kalkstein, Trockenwiesen und Karstformationen geprägte Landschaft, liegt die Gemeinde Winterlingen. Sie gehört zum Zollernalbkreis im südlichen Baden-Württemberg und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 50,63 Quadratkilometern. Mit über 6.300 Einwohnern ist Winterlingen nicht nur flächenmäßig eine der größeren Gemeinden der Region, sondern auch ein Ort mit bemerkenswerter Geschichte, geologischer Vielfalt und kultureller Eigenständigkeit.
Die Gemeinde besteht aus drei Ortsteilen – dem Hauptort Winterlingen, dem traditionsreichen Benzingen mit dem zugehörigen Weiler Blättringen sowie dem landschaftlich reizvoll gelegenen Harthausen auf der Scher. Diese Gliederung geht auf die kommunale Neugliederung des Jahres 1975 zurück, als man beschloss, diese Orte zur Gesamtgemeinde Winterlingen zusammenzuführen. Jeder Ortsteil besitzt dabei seine eigene Identität und Geschichte, die sich bis heute in der Dorfgemeinschaft, der Architektur und den Traditionen widerspiegelt.
Geografisch liegt Winterlingen in einer besonders markanten Lage: Auf Höhen zwischen 730 und 820 Metern über dem Meeresspiegel gelegen, zeigt sich die Natur hier in ihrer ursprünglichen, teilweise rauen Schönheit. Die Schwäbische Alb rund um Winterlingen ist eine Karstlandschaft mit typischen Merkmalen wie wasserarmen Oberflächen, Dolinen, Felsformationen und versickernden Quellen. Diese geologischen Besonderheiten prägen nicht nur das Landschaftsbild, sondern auch das Leben und die Landwirtschaft vor Ort. In der Umgebung finden sich zudem zahlreiche sogenannte „Wüstungen“ – verlassene, frühere Siedlungen wie Deutenbronn, Weinstetten oder Burhalde, die von der wechselhaften Geschichte der Region zeugen.
Die Ursprünge Winterlingens reichen weit zurück in die Geschichte. Archäologische Funde belegen eine Besiedlung seit der Bronzezeit, etwa um 1500 v. Chr., sowie Spuren aus der Hallstattzeit, der römischen Epoche und der Zeit der Alemannen, die das Gebiet im frühen Mittelalter kolonisierten. Besonders bemerkenswert sind Überreste römischer Straßen und alemannischer Reihengräber, die auf eine dichte Besiedlung und rege Nutzung der Region hinweisen. Die erste urkundliche Erwähnung Winterlingens erfolgte im Jahr 793 im Zusammenhang mit einer Schenkung an das Kloster St. Gallen – ein frühes Zeugnis der engen Verknüpfung zwischen kirchlicher und weltlicher Macht im Mittelalter.
Politisch war Winterlingen über Jahrhunderte hinweg ein Spielball zwischen verschiedenen Herrschaftshäusern. Im Jahr 1367 fiel das Gebiet an das Haus Württemberg, während Benzingen und Harthausen bis ins 19. Jahrhundert unter der Herrschaft der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen standen. Letztere wurden 1850 preußisch, was die Region bis weit ins 20. Jahrhundert prägte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Winterlingen Teil der französischen Besatzungszone, bevor es 1973 im Zuge einer Verwaltungsreform dem neu geschaffenen Zollernalbkreis zugeordnet wurde.
Heute präsentiert sich Winterlingen als moderne Gemeinde mit ländlichem Charme, lebendiger Dorfgemeinschaft und guter Infrastruktur. Im Hauptort befinden sich die Gemeindeverwaltung, Einkaufsmöglichkeiten, Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie eine Vielzahl an Vereinen, die das kulturelle Leben bereichern. Die Umgebung ist geprägt von einer intakten Natur, durchzogen von Wander- und Radwegen, die zur Erkundung der Alblandschaft einladen. Landwirtschaft, mittelständisches Handwerk und kleinere Industriebetriebe bilden das wirtschaftliche Rückgrat der Region.
Auch die Anbindung ist trotz der ländlichen Lage gut: Über Landes- und Kreisstraßen erreicht man schnell benachbarte Städte wie Albstadt, Sigmaringen oder Gammertingen. Zudem pflegt Winterlingen vielfältige nachbarschaftliche Beziehungen zu angrenzenden Gemeinden wie Straßberg, Bitz, Stetten am kalten Markt, Hettingen oder Veringenstadt.
Was Winterlingen besonders macht, ist die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart: Historisch gewachsene Strukturen treffen hier auf eine zukunftsorientierte Gemeindeentwicklung. Die landschaftliche Lage auf der Schwäbischen Alb, die Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, die reiche Geschichte sowie das starke ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger verleihen der Gemeinde ein unverwechselbares Profil. Winterlingen ist nicht nur ein Ort zum Leben, sondern auch zum Entdecken, Erholen und Staunen – ein authentisches Stück Baden-Württemberg, das seine Traditionen pflegt und zugleich offen ist für Neues.
Winterlingen und seine Bürgermeister: Kontinuität, Wandel und starke Persönlichkeiten
Winterlingen – eine charmante Gemeinde auf der Schwäbischen Alb – steht nicht nur für Natur, Geschichte und gelebte Tradition, sondern auch für eine bemerkenswerte kommunale Führungskultur. Seit über 80 Jahren prägten Bürgermeister mit ganz eigenen Handschriften die Entwicklung der Gemeinde. Doch wer sind die Menschen hinter dem Amt?
Michael Maier: Ein Bürgermeister mit Weitblick
Seit dem 2. Mai 2010 lenkt Michael Maier die Geschicke Winterlingens. Mit einem beachtlichen Vertrauensvotum von 94 % der Stimmen wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 49 % gewählt. Maier kam nicht als Unbekannter – als früherer Bürgermeister von Hausen am Tann und Ratshausen brachte er bereits umfassende Verwaltungserfahrung mit.
Er trat die Nachfolge von Gabriele Schlee an, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht erneut zur Wahl stellte. Unter seiner Leitung wurden nachhaltige Investitionen in Bildung, Infrastruktur und internationale Partnerschaften – etwa mit der polnischen Gemeinde Izbica – vorangetrieben. Besonders in Erinnerung bleibt das Engagement im Jahr 2022, als Winterlingen Hilfsgüter nach Izbica schickte – ein Zeichen praktizierter Solidarität.
Historischer Rückblick: Bürgermeister seit 1941
Die Liste der Bürgermeister liest sich wie ein Querschnitt durch die deutsche Zeitgeschichte:
- Hermann Frey (1941–1946, 1948–1958): Zweimal im Amt – in Kriegs- und Wiederaufbauzeiten.
- Wilhelm Beck (1946–1948): Ein Interimslenker in stürmischen Nachkriegsjahren.
- Fritz Wizemann (1958–1986): Seine fast drei Jahrzehnte Amtszeit standen im Zeichen des Wirtschaftswunders.
- Klaus Weihing (1986–2002): Er setzte auf Verwaltungsmodernisierung und kommunale Integration.
- Gabriele Schlee (2002–2010): Die erste Frau im Amt, engagiert für Bildung und soziale Infrastruktur.
Die Teilorte und ihre Bürgermeister
Winterlingen ist mehr als sein Hauptort. Auch die ehemals eigenständigen Gemeinden Benzingen und Harthausen auf der Scher haben ihre kommunale Geschichte:
- Benzingen wurde u. a. von Josef Hospach (CDU) und Paul Hepp (CDU) geführt.
- In Harthausen war Xaver Blau (FWV) eine prägende Figur.
Diese Bürgermeister prägten durch ihre Entscheidungen die Identität der Teilorte, lange bevor die Eingemeindungen neue Weichen stellten.
Was macht einen guten Bürgermeister aus?
Ein Bürgermeister muss heute weit mehr sein als nur Verwalter: Kommunikator, Netzwerker, Krisenmanager, Innovationsmotor. Michael Maier erfüllt diese Rolle mit Tatkraft und Bürgernähe. Das zeigt sich etwa in Projekten wie dem Planetenweg oder Investitionen in nachhaltige Mobilität und Bildung.
Fazit: Winterlingen als Spiegel kommunaler Stabilität
Winterlingen steht für eine klare Linie, demokratische Teilhabe und bürgernahes Handeln. Die beeindruckende Kontinuität an der Rathausspitze zeigt: Hier steht nicht die Person, sondern der Dienst an der Gemeinschaft im Vordergrund. Ein Modell mit Vorbildcharakter – weit über die Grenzen der Schwäbischen Alb hinaus.